2021

Logistik wie von „Geisterhand"

Mit freundlicher Genehmigung der THB-Chefredaktion-Oktober-2021

KIEL@WASSER

VON ECKHARD·HERBERT ARNDT

Dem Münchener Komiker Urgestein Karl Valentin (1882-1948) wird diese geradezu atemberaubende Erkenntnis zugeschrieben:
„Die Zukunft war früher auch besser.’‘ Um „die” Zukunft ging es in der zurückliegen­ den Woche in der deutschen Hafen-Logistik- und Schiff­fahrtsmetropole Hamburg auf dem Weltkongress für Mobilität ITS. Er fand zum 27. Mal statt und sollte aufzeigen, wohin die Reise beim Transport von Waren und der Beförderung von Menschen gehen könnte. Es passte perfekt in die Zweirad fixierte Vorstellungswelt des grünen Hamburger Verkehrssenators Anjes Tjarks, dass der klare Fokus bei diesem Kongress auf dem öffentlichen Personenverkehr lag. Hier überschlugen sich die Jubelmeldungen in den zurückliegenden Tagen geradezu. Natürlich ist es wichtig, dass zum Erreichen der globalen Klimaschutzziele auch und gerade der Perso­nenverkehr weiterentwickelt werden muss. Oder, wie man es heute gerne beschreibt, “neu gedacht” werden muss.
p. Von dem, was zum Güterverkehr der Zukunft auf diesem Fachkongress zur Sprache kam, drang vergleichsweise wenig über die Messehallen hinaus in die Öffentlichkeit. Doch das wurde bekannt: Auf dem Kongress wurden die Ergebnisse eines dreijährigen Feldversuchs mit „fahrerlosen Lkw” bekannt gegeben, der vom Hafenlogistiker HHLA und dem Nutzfahrzeughersteller MAN maßgeblich getragen wurde. Das Ergebnis auf einen Punkt gebracht lautete: Es geht, oder besser gesagt: Es fährt. Nicht heute, sondern möglicherweise in gut zehn Jahren. Viel ist bei einem solchen Vorhaben zu beden­ken, denn was technisch machbar ist, muss vor allem auch eines sein: Ein Lkw ohne einen physischen Fahrer muss sicher sein. Auch das wurde in Hamburg gezeigt:

Der Transport von Ladungsteilen mittels Spezialdrohnen. Auch bei diesem „hochfliegenden” Projekt verfestigt sich der Eindruck: viel Lärm. Tatsächlich sind diese Groß-Drohnen alles andere als leise – um (fast) nichts. Denn eine maximale Reichweite von um die 40 Kilometern macht einen nicht unbedingt sprachlos. Und eine Zuladefähigkeit von um die 200 Kilogramm verdient eigentlich keine besondere Erwähnung. Doch es geht vor allem um spektakuläre Bilder, um die Verwirklichung von Vi­sionen und noch einiges mehr. Lieber nicht vorstellen mag man sich indes den Einsatz von Hunderten von Trans­portdrohnen, um wirklich substanzielle Ladungsmengen zu bewegen. Auch bei diesen “UFOS” – also „unbemann­ten” Flugobjekten – geht vor allem um Sicherheit, und zwar bedingungslos. Man darf also wirklich gespannt sein, was von der Verkehrs- “Show Veranstaltung” namens ITS am Ende wirklich umgesetzt werden kann, und zwar dau­erhaft.Um Nachhaltigkeit ging es in der zurückliegenden Wo­che auch bei diesem Thema: Wasserstoff als der Energieträger der Zukunft. Das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) hatte eine neue Wasserstoff Studie in Auftrag gegeben und diese nun vorgelegt. Eine Erkenntnis: Wenn Deutschland künftig umfassend auf diesen Energieträger zurückgreifen will, dann kommt das Land trotz ambitionierter Pläne zu einer substanziellen Eigenversorgung um Importe nicht umhin. Das aber hier auch: Hier muss jetzt rasch gehandelt werden. Denn auch andere Länder setzen auf Wasserstoff, vorzugsweise „grünen Wasserstoff”. Was also erforderlich ist, sind nun nicht weitere Studien – Deutschland ist auf diesem Gebiet Weltmeister-, sondern konkrete Maßnahmen. Es geht um gesetzliche Rahmen­bedingungen rund um die Wasserstoff-Logistik und es geht um Infrastruktur, allen voran in den deutschen Seehäfen. Denn in ihnen würden eines Tages die Spezialschiffe anlaufen, die den begehrten Energieträger löschen. Eine Woche, zwei große Zukunftsthemen. Man darf gespannt sein, ob Karl Valentin auch in zehn Jahren weiter recht haben wird.

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